Doris Greinert führt die Provinzial Großgeschäftsstelle im Düsseldorfer Lorettoviertel mit Leidenschaft. Ihr besonderes Herzensthema ist die Altersvorsorge von Frauen, wie diese zur Selbstvorsorgerin werden können. UNO INO hat ihr drei Fragen zum Thema gestellt.

Was versteht du unter Selbstvorsorge und wieso ist diese besonders für Frauen ein wichtiges Thema?
Es geht also darum, Selbstversorgerin zu werden. Diesen Status haben Frauen dann erreicht, wenn sie genug Geld verdienen, um ihre Ausgaben selbst und allein mit ihrem eigenen Gehalt decken können. Auch die eigene Altersvorsorge. Warum ist das so wichtig? Frauen haben auch heute bei der Altersvorsorge immer noch das Nachsehen. Dabei ist es wichtig, die eigene Absicherung selbst in die Hand zu nehmen, um später finanziell unabhängig zu sein. Das „Vorsorgemodell Mann“ ist keine zeitgemäße Lösung, auf die sie sich verlassen sollten. Gefragt ist vielmehr: emanzipiert denken und selbst die Initiative ergreifen – je früher, desto besser. Die Statistiken sind eindeutig: Frauen haben es in Sachen Altersvorsorge schwerer als Männer.
Hier sind 2 Statistiken, die diesen traurigen Fakt unterstreichen:
- Gender Pay Gap – kein Mythos. Unter Gender Pay Gap versteht man den Einkommensunterschied zwischen Männern und Frauen. Schon seit Jahren zeigt sich hier konstant eine erhebliche Lücke. Frauen verdienen im Schnitt 21 Prozent weniger. Da bleibt einfach nicht genug für die Altersvorsorge übrig.
- Gender Pension Gap – Auch bei der Rente ist die Lücke groß. Noch gravierender ist der Unterschied bei der gesetzlichen Altersrente: Hier bekommen Frauen durchschnittlich viel weniger Geld – oft reicht das kaum zum Leben aus. Die durchschnittliche Rente von Männern beträgt 1.148 Euro und bei Frauen 711 Euro (Deutsche Rentenversicherung 2019). Das sind 38% weniger.
Inwiefern ist das Thema Nachhaltigkeit für eine Selbstversorgerin in der Beratung wichtig?
Nachhaltigkeit ist in der Beratung durchaus von großem Interesse. Jedoch ist es als Selbstvorsorgerin aber gar nicht so einfach, diejenigen Unternehmen ausfindig zu machen, die besonders nachhaltig arbeiten.
Aus diesem Grund gibt es daher oft ein Team von Analyst:innen oder gar spezielle Forschungsinstitute, die Unternehmen nach bestimmten ökologischen und gesellschaftspolitischen (sozialen) Kriterien und nach Kriterien der Unternehmensführung beurteilen. Die Rede ist von den sogenannten ESG-Kriterien. Die Abkürzung ESG steht dabei für die englischen Begriffe environment, social und governance (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung).
Neben dem Ausschluss von Unternehmen, die gewisse ESG-Kriterien nicht erfüllen erfolgt insbesondere ein Ausschluss von Unternehmen die gegen die Prinzipien des UN Global Compact verstoßen. Das resultierende Portfolio verfolgt das Ziel CO2-Emissionen zu reduzieren und damit eine positive Wirkung auf das Klima zu nehmen.
Mein Tipp: Eine einfache und günstige Art für eine Selbstvorsorgerin, ethische Standards bei der Geldanlage zu berücksichtigen, sind börsengehandelte Aktien-Indexfonds (ETFs), die nachhaltig ausgerichtete Aktienindizes abbilden.
Ökonomisch spricht einiges für Investitionen in ESG-Titel: Nachhaltige Unternehmen agieren oft in dynamischen Wachstumsmärkten mit guten Aussichten. Und sie können teils geringere Risiken haben, etwa in Sachen Reputation oder Zukunftsfähigkeit. Dieses gute Chance-Risiko-Profil hat sich bisher offenbar auch bei der Rendite positiv ausgewirkt:
Viele Studien belegen, dass nachhaltige Investments in der Vergangenheit keine schlechteren Anlageergebnisse erwirtschaftet haben als ihre klassischen Pendants – oft sogar etwas bessere. ESG-Anleger:innen verfolgen wirkungsvoll nachhaltige Entwicklungen, die unsere Zukunft und die Welt unserer Kinder schützen können.
Welche Chancen und Herausforderungen bietet der Weg zur Selbstvorsorge und was sind deine Tipps um diese zu meistern?
Ganz gleich, ob man gerade in den Beruf startet oder bereits mitten im Leben steht. Die größte Herausforderung ist mit Sicherheit, das Thema nicht auszuschieben – sondern gleich loslegen! Schon ein kleines Vorsorgebudget entfaltet eine beachtliche Wirkung. Deswegen empfehle ich: Mach die Altersvorsorge zur Chefinnensache. Es ist lohnenswert, sich mit diesem Thema zu beschäftigen. Du wirst feststellen: Es ist gar nicht so kompliziert – Frau muss es nur anpacken! Deswegen hier ein paar Tipps:
- Lass den Chef mit sparen:
Als angestellte Arbeitnehmerin haben Sie Anspruch auf eine Betriebsrente. Dabei erhalten Sie von Ihrem Arbeitgeber einen attraktiven Zuschuss und können Steuern und Sozialabgaben sparen. Den Vorsorgevertrag können Sie bei einem Jobwechsel einfach zur neuen Firma mitnehmen. - Kleine Beiträge, große Wirkung:
Wenn du direkt zum Berufsstart einen kleineren Sparbetrag in eine fondsgebundene Rentenversicherung mit ETFs investieren, kannst du für später ein beachtliches Vermögen aufbauen. Denn über die lange Laufzeit ist es möglich, Kursschwankungen auszugleichen. So kannst du die Rentenlücke schließen. - Selbstständig oder freiberuflich tätig?
Dann ist eine sog. Rürup-Rente sinnvoll. Du profitierst von attraktiven Steuervorteilen und sicherst dir eine lebenslange Altersrente. Sprich dazu auch mal mit deiner Steuerberatung. - Attraktive Steuervorteile nutzen:
Als Arbeitnehmerin hast du Anspruch auf eine Betriebsrente, mit der du Steuern und Sozialabgaben sparst. Wenn du selbstständig bist, kannst du z. B. von der erwähnten steuerlich geförderten Rürup-Rente profitieren.
Das Wichtigste ist: es ist nie zu spät: aktiv werden zahlt sich aus!
Auch 10 bis 15 Jahre vor der Rente lohnt es sich noch, fürs Alter zu sparen. Rechne dir aus, was du später, z. B. aus der gesetzlichen Rente zu erwarten hast – und was du noch brauchst.
Altersvorsorge ist einfacher als gedacht und die Chance sollte man sich nicht entgehen lassen. Gefragt ist emanzipiert denken und selbst die Initiative ergreifen – je früher, desto besser. Dabei gibt es für die Altersvorsorge keinen vorgefertigten Masterplan – denn jede weibliche Biografie ist anders. Doch es gibt viele Möglichkeiten, um etwas für die Rente zu tun und später gut leben zu können. Ganz gleich, ob man gerade in den Beruf startet oder bereits mitten im Leben stehen.
Schon ein kleines Vorsorgebudget entfaltet eine beachtliche Wirkung!