Die eigenen betrieblichen CO2e-Emissionen zu managen und zu reduzieren ist gar nicht so einfach. Schlagworte und Abkürzungen wie Insetting, ICP, Kompensation, Offsetting und CO2-Zertifikate stehen im Raum und dadurch wächst den Unternehmen das Klimamanagement mit all seinen Möglichkeiten schnell über den Kopf. Wie finden Unternehmen so die Reduktionsmaßnahmen, die effektiv, vertrauenswürdig und transparent sind?  Das Klimateam von UNO INO und Adrian Wons von SENKEN geben Tipps für die Navigation durch den THG-Reduktionsdschungel.

CO2-Offsetting

CO2-Offsetting oder auch CO2-Kompensation ist weit verbreitet und bietet Unternehmen die Möglichkeit ihre Treibhausgasemissionen (THGs) auszugleichen – wenn eine Reduzierung nicht in Frage kommt. UNO INO hat Adrian Wons von Senken, Experte für Kompensation 5 brennende Fragen zum Thema CO2-Kompensation gestellt.

Was ist CO2-Kompensation?

“CO2-Kompensation ist ein Mechanismus, um unvermeidbare Treibhausgasemissionen auszugleichen, indem Klimaschutzprojekte finanziert werden. Diese Projekte können entweder CO2-Emissionen vermeiden (z. B. durch erneuerbare Energien), reduzieren (z. B. durch Energieeffizienzmaßnahmen) oder aktiv CO2 aus der Atmosphäre entfernen (z. B. Aufforstung oder Technologien wie Direct Air Capture). Für jede vermiedene oder entfernte Tonne CO2 wird ein Zertifikat ausgestellt, das Unternehmen oder Privatpersonen erwerben können. Kompensation ist ein wichtiges Instrument für den Klimaschutz, ersetzt jedoch keine Maßnahmen zur Reduktion von Emissionen an der Quelle. Sie sollte Teil einer umfassenden Strategie sein, um Emissionen nachhaltig zu minimieren und langfristig klimaneutral zu wirtschaften.”

Wann ist Kompensation für ein Unternehmen sinnvoll?

“Kompensation ist sinnvoll, wenn ein Unternehmen alle kosteneffizienten und technisch möglichen Maßnahmen zur Vermeidung und Reduktion seiner Emissionen ergriffen hat. Insbesondere bei unvermeidbaren Restemissionen, wie sie etwa in Lieferketten oder der Logistik oft vorkommen, kann Kompensation helfen, den ökologischen Fußabdruck zu verringern. Sie kann auch ein wichtiges Signal an Stakeholder senden, dass das Unternehmen Verantwortung für seine Klimawirkung übernimmt. Außerdem ist sie sinnvoll, wenn Unternehmen kurzfristig klimaneutral werden wollen, während langfristige Reduktionsmaßnahmen erst in Umsetzung sind. Wichtig ist, dass Kompensation nicht als Ersatz, sondern als Ergänzung zu Reduktionsmaßnahmen verstanden wird.”

Welche Arten von Kompensationsprojekten gibt es?

“Es gibt drei Hauptarten von Kompensationsprojekten:

  • Projekte, die Emissionen vermeiden, wie der Ausbau von erneuerbaren Energien oder die Vermeidung von Entwaldung (REDD+).
  • Projekte, die Emissionen reduzieren, wie die Verbesserung von Energieeffizienz oder der Einsatz sauberer Kochöfen in Entwicklungsländern.
  • Projekte, die CO2 aktiv entnehmen, wie Aufforstung, Bodenrestauration oder Technologien wie Direct Air Capture. Den Projekten der CO2-Entnahme, auch Negative Emissionen genannt, kommt eine immer größere Rolle zu Teil, da Unternehmen ab Netto-Null nur noch auf solche setzen dürfen.

Jedes Projekt hat unterschiedliche Auswirkungen auf Klima, Biodiversität und soziale Faktoren. Unternehmen sollten darauf achten, Projekte zu wählen, die nicht nur CO2-Reduktion, sondern auch nachhaltige Entwicklung fördern, und gleichzeitig zusätzliche (zusätzliche CO2-Wirkung) und dauerhafte Ergebnisse gewährleisten.” 

Worauf kommt es bei der Qualität von CO2-Kompensation an?

“Die Qualität von CO2-Kompensation hängt von mehreren Faktoren ab.

  • Ein gutes Projekt muss zusätzlich sein, also sicherstellen, dass es ohne die Finanzierung durch Kompensation nicht umgesetzt worden wäre.
  • Es muss permanent sein, d. h. die CO2-Reduktion oder -Entfernung darf nicht rückgängig gemacht werden.
  • Es sollte außerdem zuverlässig überwacht werden, um sicherzustellen, dass die angestrebten Klimaziele tatsächlich erreicht werden (MRV: Monitoring, Reporting, Verification).
  • Die sozialen und ökologischen Nebeneffekte des Projekts sollten ebenfalls positiv sein, wie z. B. Schutz der Biodiversität bei Walderhaltungsprojekten.

Unternehmen sollten Zertifikate wählen, die von anerkannten Standards wie dem Gold Standard oder dem Verified Carbon Standard zertifiziert sind.”

Wo kann man sich über die Qualität von CO2-Zertifikaten informieren?

“Die Qualitätsprüfung von CO2-Projekten ist extrem komplex, da jedes Projekt einzigartig ist und unterschiedliche Faktoren berücksichtigt werden müssen, wie zusätzliche Klimawirkung, Dauerhaftigkeit und soziale Auswirkungen. Das macht es für Unternehmen schwierig, die Qualität eigenständig zu bewerten.

Genau hier kommen spezialisierte Plattformen wie SENKEN, ins Spiel. Wir haben einen tiefgehenden Prüfungsprozess entwickelt, der Projekte über mehrere Dimensionen hinweg bewertet, um sicherzustellen, dass nur die hochwertigsten Zertifikate angeboten werden.

Darüber hinaus gibt es internationale Initiativen wie die Integrity Council for the Voluntary Carbon Market (ICVCM) oder die Empfehlungen der Oxford University, die Richtlinien für hochwertige CO2-Kompensation bieten.

Sich ausschließlich auf Zertifizierungen wie Gold Standard oder Verra zu verlassen, reicht oft nicht aus, da selbst diese Standards in ihrer Qualität und den Ergebnissen der Projekte variieren können. Es ist entscheidend, Projekte detailliert zu prüfen und auf zusätzliche Expertenmeinungen und unabhängige Audits zu setzen.”

CO2-Insetting

CO2-Insetting unterscheidet sich von CO2-Kompensation dadurch, dass die Maßnahmen direkt in der eigenen Wertschöpfungskette des Unternehmens umgesetzt werden. Insetting bietet Unternehmen somit die Möglichkeit, Klimaschutz direkt in ihre Geschäftsprozesse zu integrieren. Es erfordert jedoch eine sorgfältige Planung und Umsetzung, um die gewünschten Effekte zu erzielen:

  • Führen Sie eine gründliche Analyse Ihrer Wertschöpfungskette durch, um Emissionshotspots zu identifizieren 
  • Entwickeln Sie eine klare Insetting-Strategie mit messbaren Zielen 
  • Schulen Sie Mitarbeitende und Partner in Bezug auf Insetting-Praktiken 
  • Implementieren Sie ein robustes Monitoring- und Berichterstattungssystem 
  • Kommunizieren Sie Ihre Insetting-Aktivitäten transparent an Stakeholder

CO2-Insetting trägt zur Entwicklung einer besseren und effizienteren Lieferkette bei, da es Unternehmen dazu zwingt, die Emissionen intern entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu reduzieren.

Welche Arten von Insetting-Projekten gibt es?

Insetting-Projekte können ganz verschieden aussehen, abhängig von der Branche und der Wertschöpfungskette des Unternehmens. Beispiele für Insetting-Projekte sind unter anderem:  

  • Aufstellen eines Internen CO2-Preises (ICP)
  • Energieeffizienzmaßnahmen in der Produktion
  • Aufforstungsprojekte in Anbauregionen von Rohstoffen
  • Umstellung auf erneuerbare Energien in Partnerunternehmen
  • Einführung regenerativer Landwirtschaftspraktiken bei Zulieferern

Die Projekte haben unterschiedliche Auswirkungen auf die sozialen, ökologischen und unternehmerischen Sphären. Unternehmen sollten nicht nur Projekte eines Bereiches, wie z. B. ökologische Nachhaltigkeit integrieren, sondern unterschiedliche Bereiche abdecken.

Was ist ein interner CO2-Preis?

Mit einem internen CO2-Preis (eng. Internal Carbon Price, ICP) greifen Unternehmen der Entwicklung steigender Preise vor und berücksichtigen diese bereits heute in ihren wirtschaftlichen Entscheidungen. Die Möglichkeiten zur Gestaltung eines internen CO2-Preises sind vielfältig. Grob kann zwischen 2 Varianten unterschieden werden:

  • Schattenpreis: Hypothetische Kosten pro Tonne CO2, um die Folgen eines Geschäftsfalls zu bewerten.
  • Interne Abgabe: Interne Geschäftsbereiche und Abteilungen zahlen auf Basis ihrer Emissionen eine tatsächliche Abgabe.

Unternehmen können mit einer internen CO2-Bepreisung bei einer externen CO2-Bepreisung eine höhere Resilienz erreichen.

Worauf kommt es bei der Effektivität von Insetting-Maßnahmen an?

Diese 4 Faktoren sind wichtig bei der Bewertung der Effektivität von Insetting-Maßnahmen:

  • Messbarkeit: KPIs und Systeme zur Messung und Verifizierung der erzielten Emissionsreduktionen einführen.
  • Zusätzlichkeit: die Maßnahmen sollten, wie beim Offsetting das Übliche  hinausgehen.
  • Langfristigkeit: Insetting-Projekte sollten eine langfristige nachhaltige Wirkung haben.
  • Integration: Verankerung der Maßnahmen fest in der Unternehmens- und Nachhaltigkeitsstrategie.

Welche Vorteile bietet CO2-Insetting für Unternehmen?

  • Direkte Kontrolle über die Projekte und deren Qualität
  • Stärkung der Beziehungen und Partnerschaften in der Lieferkette
  • Verbesserung der Resilienz des eigenen Geschäftsmodells 
  • Höhere Glaubwürdigkeit und Transparenz gegenüber Stakeholdern

CO2-Offsetting und CO2-Insetting sind Methoden um Treibhausgasunternehmen von Unternehmen auszugleichen oder zu reduzieren. Beim Offsetting ist es wichtig die Qualität von Projekten zu prüfen und Kompensations-Expert:innen wie Adrian Wons hinzuzuziehen.

Beim CO2-Insetting bietet Unternehmen die Möglichkeit Maßnahmen direkt an der einen Wertschöpfungskette anzupacken. Für die sorgfältige Planung und Umsetzung können Expert:innen wie das UNO INO Klimateam hinzugezogen werden um die Effektivität der Projekte zu gewährleisten.

Machen Sie sich auf den Weg zum CO2-armen Unternehmen!

Sie möchten Ihren CO2-Fußabdruck untersuchen? Sie möchten eine Klimastrategie für Ihr Unternehmen aufstellen und Ihr Unternehmen in Sachen Nachhaltigkeit weitenentwickeln?

Sprechen Sie gerne unsere Expertinnen Alison Vernaillen (alison.vernaillen@unoino.de) und Annika Deinlein (annika.deinlein@unoino.de) unverbindlich an.