Nachhaltiges Handeln ist gezielte Investition in die Zukunft und kein zusätzlicher Kostenfaktor

UNO INO im Austausch mit Dieter Geyer, Konzern Versicherungskammer, Ressortbeauftragter Nachhaltigkeit im Ressort H7 (Ressort IT).
 
Der Konzern Versicherungskammer – regional und bundesweit.*
Der Konzern Versicherungskammer gehört zur Sparkassen-Finanzgruppe und ist damit gemeinsam mit den anderen öffentlichen-rechtlichen Versicherern, den Sparkassen, Landesbanken, Landesbausparkassen und der Deka Teil des größten Verbundes von Finanzdienstleistern in Deutschland.
Der Konzern Versicherungskammer ist nach Beitragseinnahmen der siebtgrößte Erstversicherer in Deutschland und beschäftigt rund 6.900 Mitarbeiter:innen. Die Gruppe der öffentlichen Versicherer belegt nach Beitragseinnahmen im deutschen Versicherungsmarkt Platz 2.
Die VKB ist heute bereits sehr stark im Kontext Nachhaltigkeit und in unterschiedlichen Initiativen unterwegs u. a. PRI (Principles for Responsible Investment), der Charta der Vielfalt, dem Klimapakt der Stadt München usw.

UNO INO: Wo sehen Sie die größten Hebel für nachhaltige Transformation in Unternehmen und speziell in Versicherungsunternehmen?

Dieter Geyer: Versicherungen haben – auch im Verhältnis zu anderen Branchen – große Hebel bei der Entwicklung und Umsetzung von Nachhaltigkeit. Einerseits sind Versicherungen wichtige Kapitalanleger und haben hier über ihre Investitionsentscheidungen relevanten Einfluss.
Anderseits kann auch die Frage „Wen versichere ich zukünftig zu welchen Konditionen unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit“ einen enormen Einfluss auf die Transformation in Richtung nachhaltiges Wirtschaften – und dies sowohl inhaltlich als auch auf der Zeitschiene – entfalten.
Aufgrund dieses erheblichen Einflusses resultiert auch eine große Verantwortung für die Transformation der Wirtschaft in Richtung Nachhaltigkeit. Es muss darum gehen, diesen Veränderungsprozess bewusst und wirksam im Interesse unserer Kundinnen und Kunden sowie der gesamten Gesellschaft zu begleiten. Der Konzern Versicherungskammer hat sich 2020 auf den Weg gemacht und setzt Nachhaltigkeit in vielen Bereichen und Programmen, wie z.B. in der Transformation der IT, um.

UNO INO: Was sind Ihre größten Herausforderungen bei der Umsetzung der Nachhaltigkeit?

Dieter Geyer: Aus meiner Sicht ist eine der größten Herausforderungen, die Entscheidungsträger zu überzeugen, dass Nachhaltigkeit und ökonomischer Erfolg kein Widerspruch sind. Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit bedingen sich gegenseitig.Und deshalb ist es wichtig zu verstehen, dass nachhaltiges Handeln kein zusätzlicher Kostenfaktor, sondern gezielte Investition in die Zukunft ist.
Gerade diese Zukunftsperspektive muss von den Entscheidungsträgern, aber auch von allen Mitarbeitern verstanden werden. Inhaltlich und zeitlich geht das über die normalen Planungsansätze hinaus. Wenn das verstanden ist, steht der klaren Ausrichtung in Richtung nachhaltigem Wirtschaften nichts im Weg.

UNO INO: Was sind Ihre wichtigsten Projekte in den nächsten Monaten?

Dieter Geyer: Wir arbeiten gerade sehr aktiv an der Messung unseres CO2-Unternehmensfußabdrucks: Wir wollen die Daten so umfassend wie möglich erheben (Scope 1, 2 und 3) und darauf aufbauend wirksame Maßnahmen zur Reduktion von CO2 entwickeln. Wir legen den Schwerpunkt ganz klar auf Maßnahmen zur Verringerung unserer Emissionen, vor der Erreichung einer formalen Klimaneutralität durch Kompensation.
Ein weiteres, wichtiges Thema, ist die Etablierung von Nachhaltigkeit als relevanter Zielgröße – und das auf allen Ebenen des Unternehmens. Nachhaltigkeit soll nicht nur akzeptiert, Nachhaltigkeit muss sich im KPI-System von Unternehmen widerspiegeln. Die Konsequenz ist, dass Nachhaltigkeit immer mehr im Kennzahlensystem von Unternehmen Einzug hält, bis hin zur konkreten Verzielung auf den Führungsebenen.

UNO INO: Was würde Ihr Unternehmen über Nacht nachhaltiger machen?

Dieter Geyer: Wenn alle nur noch von Zuhause arbeiten… (lacht)…das ist allerdings für die Unternehmenskultur und für die soziale Nachhaltigkeit nicht nur gut.
Aber im Ernst – bei uns ist das Thema Mobilität schon ein sehr relevantes, gerade in Bezug auf den Unternehmensfußabdruck.

UNO INO: Was war Ihr größtes Highlight im letzten Jahr?

Dieter Geyer: Nachhaltigkeit hat spürbar an allen Stellen des Unternehmens an Bedeutung gewonnen. Dies ist auch eines der wichtigsten Ergebnisse der Zusammenarbeit mit UNO INO. (Redaktion: Dankeschön hierfür).

UNO INO: Welche drei Tipps haben Sie für Unternehmen für die Nachhaltigkeitstransformation?

Dieter Geyer:
a.    Aufbau von relevantem Knowhow im Zusammenhang mit nachhaltigem Handeln
b.    Darauf aufbauend mehr konkretes Handeln als umfassende /vollständige Konzepte
c.     Man kann nicht weit genug springen. Man muss keine Angst haben, dass man das Thema überstrapaziert

UNO INO: Alle behaupten, sie führen mehr Bahn und mehr Fahrrad. Was machen Sie mehr?

Dieter Geyer: Natürlich fahre auch ich mehr Rad 🙂
Und mein Auto behalte ich viel länger. Anders als früher gebe ich mein Leasingfahrzeug nicht nach 3 Jahren ab, sondern verlängere die Leasingdauer auf 5 Jahre.
Diese Verlängerung ist in der Betrachtung des gesamten Lebenszyklus eines Fahrzeugs deutlich nachhaltiger als die schnelle Neuanschaffung eines E-Autos.

UNO INO: Wenn Sie für einen Tag Bundeskanzler wären, was würden Sie einführen?

Dieter Geyer: Da würde mir schon einiges einfallen, insbesondere in Richtung Energiewende z.B.
a.    Verpflichtung jedes neue Gebäude mit Photovoltaik-Anlagen auszustatten
b.    Genehmigung für Windkraftanlagen vereinfachen, weniger formale Hürden

Vielen herzlichen Dank lieber Dieter Geyer für die Einblicke!

*Informationen aus dem Geschäftsbericht 2020